Verboten sind...
Starkzwangmittel wie Stromhalsbänder (Teletakt), Stachelwürger, Zughalsbänder ohne Stopp und andere Hilfsmittel für strafbasiertes Training sind als tierschutzwidrig eingestuft und deren Anwendung (nicht Erwerb) ist verboten.
Über Strafe im Hundetraining
Hier werden oft konditionierte (verknüpfte) aversive Reize trainiert: Wenn das leichte Signal nichts bewirkt, wird durch ein stärkeres Signal eine größere Reaktion hervorgerufen. Bei ungeübten
Trainern, und jeder Hundehalter ist ja der Trainer seines Hundes, bedeutet dies unter Umständen ein ständiges Leinenrucken und Ziehen. Hier müsste der konditionierte Reiz eigentlich gegeben
werden und bei Nichtbefolgen ein extrem starker aversiver Reiz ausgeübt werden, damit es funktioniert.
Das Timing muss hier unbedingt stimmen, sonst besteht kein Zusammenhang mit dem unerwünschten Verhalten. Bin ich im Timing so gut? Bin ich beim Markertraining / Clickertraining im Timing mal
nicht so gut, hat das zumindest nur eine Leckerchengabe zur Folge.
Möchte man unerwünschtes Verhalten abtrainieren, wird meist gewartet, bis der Hund etwas falsch gemacht hat, dann setzt die Bestrafung ein. Bestrafen funktioniert nur oft nicht, so dass eine noch härtere Bestrafung eingesetzt wird. Der Hund lernt dabei aber leider absolut nicht, wie er sein Verhalten eigentlich ändern muss, um der Bestrafung zu entgehen.
Man muss sich fragen, ob sich durch das Bestrafen die Motivation des Hundes wirklich ändern wird. Oder lernt er, sich nicht mehr erwischen zu lassen?
Nebenwirkungen von Bestrafen wie Furcht oder gar Angst vor dem Bestrafenden, Zorn, Verweigerung und auch Widerstand beim Bestrafen sind beim Lernprozess nicht gerade förderliche Zustände.
Wann funktioniert denn dann Bestrafen überhaupt?
Das unerwünschte Verhalten hört gelegentlich auf, wenn der trainierte Hund versteht, welches Verhalten überhaupt bestraft wird, die Motivation für das gezeigte Verhalten eher gering ist, die
Angst vor der Bestrafung sehr groß ist und wenn er überhaupt in der Lage ist, das unerwünschte Verhalten zu kontrollieren.
Die Chance, das Verhalten in seinen Anfängen zu stoppen ist groß, da sich das Verhalten meist noch nicht gefestigt hat, wenn dann die Bestrafung ein Schock ist, der trainierte Hund also gegen die eingesetzte Strafe noch nicht abgestumpft ist.
Wenn das Bestrafen funktioniert, wird der Strafende leider selbst stark in seinem Verhalten zu Bestrafen bestärkt (Lerntheorie).
Was passiert beim Strafenden selbst? Welche Gefühle tauchen auf?
Bestrafe ich aus einem Gefühl der Rache, weil ich mich darüber ärgere, dass mein Hund mir nicht gehorsam war?
Schäme ich mich nach erfolgter Bestrafung und fühle ich mich schuldig? Entschuldige ich mich bei meinem Hund für die grobe Behandlung? Merke ich Beschwichtigung und Meideverhalten bei meinem Hund und fühle ich mich damit noch mieser, weil ich ihn doch eigentlich gern habe und ihm kein Leid zufügen will? Fühle ich mich traurig und schlecht?
Ich zumindest möchte mich nicht so fühlen.
Bestrafen ist selten wirklich effektiv und die angewandte Strafe verliert an Wirksamkeit mit jeder Wiederholung, auch wenn sie weiterhin angewandt wird, da der Hund zunehmend gegenüber der Strafe abstumpft. Im schlimmsten Fall zeigt sich eine so genannte erlernte Hilflosigkeit, die dann vom Halter als Bravsein aufgefasst wird.
Darüber hinaus muss man sich auch fragen, ob die angewandte Strafe wirklich eine Strafe ist. Oder möchte der Hund, der unerwünschtes Verhalten zeigt, nur Aufmerksamkeit, die er dann bekommt und „verzeiht“ die Strafe?
Worauf sollte ich bei Angeboten von Hundetrainern achten?
Wenn behauptet wird, dass gewaltfrei trainiert wird, sollte man ganz genau hinschauen und auch einmal nachfragen, warum was gemacht wird. Oft sagt einem das Bauchgefühl schon, dass es nicht passt.
Der Trainer sollte einem sympathisch sein, wenn es nicht passt, dann passt es eben nicht. Anschreien, Vorführen oder Runtermachen von Kunden ist ein No-Go.
Oft werden mit harmlosen Begrifflichkeiten Strafen benannt, dadurch bleiben sie aber Strafen („Leinenimpuls“ anstatt Leinenruck).
„Natürlich“, „Natur“: was ist heutzutage schon natürlich…
„Korrektur“, „korrigieren“, „maßregeln“, „irritieren“, „beeindrucken“, „Überraschungseffekt“: Schmerz- und/oder Schreckreize, z.B. wird etwas neben den Hund geworfen (nur wer gut zielen/werfen kann trifft den Hund nicht).
Es wird auch argumentiert, dass Hunde das unter sich auch so machen, was oft anzuzweifeln ist, aber auch wenn, ich bin ein Mensch und werde mich nicht exakt wie ein Hund verhalten können und auch nicht so aussehen (Hunde benutzen sehr feine Signale in ihrer Körpersprache).
Bei Anwendung von indirekter Strafe wird behauptet, dass eine Strafe wie mit Wasser anspritzen oder ein Fußtritt von hinten vom Hund nicht mit dem Menschen verknüpft wird, da der Hund nicht bemerkt, dass die Strafe vom Menschen gegeben wurde. Ja ganz ehrlich, Hunde sind doch nicht dumm. Wo soll der Wasserstrahl oder Fußtritt denn herkommen, außer vom Menschen, der direkt neben seinem Hund steht? Selbst wenn nicht, verknüpft der Hund, dass ihm in der Nähe seines Menschen etwas Negatives widerfährt. Hunde können auch schon ihren Menschen negativ verknüpfen, wenn diese nur daneben stehen, wenn ein anderer Hund von einem anderen Menschen gestraft wird.
Es wird argumentiert, dass man nur eine gute Beziehung und starke Bindung zu seinem Hund aufbauen muss (Beziehung statt Erziehung). Ja, wir arbeiten auch immer an der Beziehung und Bindung
zu unseren Hunden, aber wir zahlen Pluspunkte auf unser Beziehungskonto ein, nicht mit der Absicht, dass durch ein gewollt herbeigeführtes negatives Ereignis Punkte abgehoben werden, aber ja noch
genügend Pluspunkte vorhanden sind, dass der Hund mir schon verzeiht. Das tun sie! Aber ich spare mir meine Pluspunkte auf unserem Beziehungskonto für Notfallsituationen auf, die vielleicht
unumgänglich und ungewollt sind, nicht für Grobheiten beim Training.
Hunde verzeihen uns, aber was sollen sie denn auch machen? Ihren Koffer packen und ausziehen? Sie sind an uns gebunden und von uns abhängig und generell erst einmal als soziale Lebewesen darauf
bedacht, dass Frieden in der Gruppe herrscht.
Rudelführer, Alpha, (echte) Dominanz, Chef, Vorrang-Stellung, Macht, Unterordnung, Respekt, Respektlosigkeit
Die Rudelführer-Theorie basiert auf der Annahme, dass Wölfe in einer Hierarchie leben, in der es einen Alpha-Wolf gibt und dass man sich gegenüber seinem Hund in die Rolle als Rudelführer, Alpha oder Chef begeben muss. Die Stellung solle man verteidigen, man muss seine Macht ausüben, sonst gerät der Hund an die Führung. Jegliches Problemverhalten des Hundes wird dadurch erklärt, dass der Hund nicht an dem ihm zugewiesenen Platz in der Hierarchie steht und die Probleme sollen sich dadurch lösen, dass der Halter seine Position als Führer ausübt. Der Mensch hat immer absolute Vorrang-Stellung, der Hund muss sich unterordnen und Respekt zollen.
Zum einen hat die Wissenschaft herausgefunden, dass Wölfe im Familienverband zusammenleben. Bei der Erziehung der Wolfswelpen zeigen sich die Elterntiere großmütig.
Zum anderen sind Hunde keine Wölfe! Hunde und Wölfe haben gemeinsame Vorfahren, aber nicht jedes Wolfsverhalten ist auf den Hund übertragbar.
Hunde sind soziale Tiere, die, um sich wohl zu fühlen, auf ein Zusammenleben mit Sozialpartnern ausgerichtet sind. Hunde sind darauf ausgerichtet, in einer sozial strukturierten Gruppe nach dem Prinzip einer Hierarchie zu leben. Diese Rangstufung ist aber keine Hackordnung, die linear verläuft, sondern durch unterschiedliche Beziehungen der Individuen dieser Gruppe untereinander geprägt, die sich durch die jeweilige Kommunikation der einzelnen untereinander ausdrückt. Hierbei dient diese Rangordnung in der Gruppe immer der Aggressionsvermeidung.
Hunde streben nicht nach Macht, sie wollen nicht die Weltherrschaft an sich reißen. Hunde wissen nicht, was Respekt ist und können daher nicht respektlos sein. Hunde verhalten sich. Wird Verhalten verstärkt, auch unbeabsichtigt, wird es häufiger oder länger gezeigt (Lerntheorie). Wenn mein Hund mich also anspringt, hat das nichts mit Respektlosigkeit zu tun. Das Verhalten hat sich bisher einfach für ihn gelohnt. Es wurde verstärkt, vielleicht weil es als er ein Welpe war noch niedlich war und er gestreichelt wurde. Vielleicht, weil er im Tierheim verknüpft hat, dass Anspringen des Pflegers bedeutet, der Napf mit Futter wird hingestellt. Vielleicht, weil er einfach Aufmerksamkeit möchte, am Menschen hochspringt und eine Reaktion, zum Beispiel Schimpfen und Wegdrücken, erhält und dieses nicht als Strafe wertet, sondern die gewollte Aufmerksamkeit erhält.
Dominanz beschreibt die Beziehung zweier Individuen untereinander. Dominant kann ein Hund beispielsweise in einer bestimmten Situation einem anderen Hund gegenüber sein, da der andere Hund dies akzeptiert. Beide Hunde drücken dies in ihrer Körpersprache aus. Es kann sein, dass es am nächsten Tag in ähnlicher Situation vielleicht genau anders herum ist.
Wir Menschen brauchen nicht als knallharter dominanter Alpha-Rudelführer agieren, es reicht aus, eine souveräne Führungspersönlichkeit zu werden.
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