Nutzen
Es gibt immer wieder verschiedene Anlässe, einen Maulkorb anzuschaffen. Ganz klassisch wird ein Maulkorb benutzt, um vor Beißen zu schützen, beispielsweise bei Hunden, bei denen es schon einmal zu einem Beißvorfall gekommen ist, beim Tierarzt oder wenn Hunde daran gehindert werden sollen in hoher Erregungslage andere Hunde zu beißen (Windhundauslauf).
Viele Hunde können aber auch draußen nichts „Fressbares“ liegen lassen. Leider muss man heutzutage Angst haben, dass auch einmal ein Giftköder dabei sein könnte. Hier ist es sinnvoll einen Maulkorb mit Fressschutz zu benutzen. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln mit seinem Hund reist, sollte auch immer einen Maulkorb dabei haben.
Kauf
Folgende Punkte sind bei der Auswahl eines Maulkorbes wichtig:
- lang genug, so dass zwischen Nase und Maulkorb einiges an Platz vorhanden ist, also das Material nicht direkt auf der Nase liegt, für eine freie Atmung
- breit genug, also auch hier nicht eng anliegend
- nach unten, also unterm Kinn, sehr viel Platz, so dass problemlos gehechelt und getrunken werden kann
- evtl. Nasenpolster
- richtiger Beißschutz: auf bissfestes Material achten
- Anti-Giftköder-Schutz: vorne so zu, dass nichts aufgenommen werden kann, Nachteil: man kann schlecht Leckerchen durch füttern, es gibt auch Fressschutz-Einsätze, die kann man wieder raus nehmen
- Gewicht (nicht zu schwer)
- sitzt der Maulkorb gut oder wird ein zusätzlicher Stirnriemen benötigt?
Nicht geeignet sind daher Maulschlingen, -trichter oder Maulkörbe aus geschlossenem Nylongewebe.
Die maßgeschneiderten Maulkörbe der Firma Bumas sind sehr toll, auch zu empfehlen sind die Maulkörbe der Firma Baskerville, Modell Ultra, die es auch oft im Zoofachhandel gibt. Im Internet findest du eine große Auswahl an Maulkörben bei Sofahund.
Der Kauf eines gut sitzenden Maulkorbes ist nur die halbe Miete, damit dein Hund lernt, dass Maulkorbtragen so zur Gewohnheit werden kann wie für Menschen das Brilletragen, stellen wir dir hier sehr gerne einen Trainingsplan zur Verfügung.
Trainingsplan Maulkorbtraining
Trainingsziel
Der Hund soll sowohl in bekannter als auch unbekannter Umgebung, angeleint als auch abgeleint, nah beim Menschen und auch in Entfernung vom Menschen, mit oder ohne andere Hunde um ihn seinen Maulkorb tragen können. Die Körpersprache des Hundes soll dabei entspannt, neutral bis freudig sein, er sollte niemals ängstlich oder mit Meideverhalten auf den Maulkorb reagieren. Der Hund sollte mit dem Maulkorb laufen, spielen, fressen (außer bei Fressschutz), trinken, entspannen und schlafen können.
Ausgangspunkt
Der Hund kennt ein Markersignal (Clicker, Markerwort/Lobwort). Er ist mit Futter motivierbar. Das Belohnungsfutter sollte sehr interessant für den Hund sein, um ihn so richtig zu motivieren und den Maulkorb als etwas Gutes zu verknüpfen. Gut eignen sich hier Fleischwurst- und Käsewürfel (SEHR klein geschnitten). Trainingsort sollte zunächst eine ablenkungsarme Umgebung sein.
Der Maulkorb sollte dem Hund richtig gut passen. Er muss so groß, lang und breit sein, dass der Hund vorne oder seitlich nicht eingeengt wird, er sollte sein Maul zum Hecheln und Trinken weit genug öffnen können. Somit sind Nylonschlaufen und Ähnliches ungeeignet, vor allem für längeres Tragen. Die Auflageflächen am Kopf und Riemen müssen bequem für den Hund sein, evtl. gepolstert.
Je nach Zweck des Maulkorbes kann hier leichtes Material bis hin zu Draht (Beißschutz) verwendet werden.
Aufbau
Trainingsweg
Das Maulkorbtraining wird mit Hilfe von Futter aufgebaut. Zunächst wird der Maulkorb klassisch konditioniert. Er wird gezeigt, der Hund sieht ihn, es wird geclickt und belohnt. Der Anblick des Maulkorbs soll beim Hund ein positives Gefühl auslösen. Nun wird frei geformt. Bietet der Hund ein Zuwenden zum Maulkorb an, wird dies sofort eingefangen und verstärkt (Click und Belohnung).
Der Maulkorb dient als Target, die Hundenase soll den Maulkorb zunächst kurz berühren, egal von wo ihm der Maulkorb präsentiert wird.
Durch Locken mit Futter im Inneren des Maulkorbes wird erreicht, dass die Hundenase in den Maulkorb gesteckt wird.
Das Verschließen des Riemens im Nacken wird separat geübt. Der Maulkorb dient sodann wieder als Target, nur dass der Hund das innere Maulkorbende mit der Nase berühren soll. Die Verweildauer der Hundenase im Maulkorb wird ausgedehnt.
Trainingsschritte
Gehe erst zum jeweils nächsten Trainingsschritt über, wenn der derzeit trainierte Schritt sehr gut klappt.
Schritt 1: Der Mensch nimmt den Maulkorb in die eine Hand, sehr gute Leckerchen in die andere Hand. Beide Hände hält er hinter dem Rücken versteckt. Der Hund wird durch Lockgeräusche oder durch Ansprache mit seinem Namen aufmerksam gemacht. Nun wird der Maulkorb mit der einen Hand präsentiert. Er wird dem Hund nur gezeigt, der Hund muss ihn nur angucken, sonst nichts tun. Der Mensch achtet auf seine Körpersprache, er geht dem Hund nicht entgegen oder beugt sich vor, sondern bleibt locker und entspannt stehen. Sobald der Hund den Maulkorb ansieht, wird gemarkert (Markerwort oder Clicker) und mit einem guten Leckerchen aus der anderen Hand belohnt. Der Maulkorb befindet sich beim Füttern noch im Sichtfeld des Hundes. Hat der Hund aufgefressen, verschwindet der Maulkorb wieder hinter dem Rücken des Menschen und kann dann erneut präsentiert werden. Diese Übung wird einige Male wiederholt.
Der Maulkorb wird hier für den Hund mit einem positiven Gefühl verknüpft, er wird zur Ankündigung von guten Leckerchen.
Zeigt die Körpersprache des Hundes schon eine freudige Erwartung beim Anblick des Maulkorbes (nach vorne aufmerksam gerichtete Ohren, entspannte Rute, wedelnde Rute, Tendenz des Hundekörpers nach vorne) kann mit dem nächsten Schritt begonnen werden.
Schritt 2: Nun wird der Maulkorb dem Hund wieder präsentiert, nur diesmal so, dass der Hund ihn berühren könnte, wenn er wollte. Der Mensch achtet wieder auf seine Körpersprache, geht nicht auf den Hund zu oder beugt sich über ihn. Der Mensch steht oder hockt seitlich vom Hund und hält den Maulkorb vor sich. Sobald der Hund sich dem Maulkorb zuwendet, wird gemarkert und belohnt. Der Hund soll nun den Maulkorb mit der Nase berühren. Der Mensch hält den Maulkorb mal rechts, mal links vom Hund hin, sobald der Hund den Maulkorb mit der Nase kurz berührt, wird gemarkert und ein gutes Leckerchen gefüttert. Der Maulkorb wird auch mal ein Stück weg vom Hund präsentiert, so dass er einen Schritt auf ihn zugehen muss.
Schritt 3: Jetzt werden Leckerchen in den Maulkorb gelegt (die darunter gelegte Hand verhindert ein Herausfallen) oder es wird Leberwurst in das Innere des Maulkorbes geschmiert und dem Hund hingehalten, so dass er mit seiner Schnauze in den Maulkorb stecken muss, um diese zu fressen. Der Maulkorb wird immer vom Menschen weggenommen, der Hund sollte nicht seine Schnauze aus dem Maulkorb nehmen und dafür mit erneutem Füttern aus dem Maulkorb belohnt werden. Der Mensch nimmt den Maulkorb weg und präsentiert ihn wieder mit erneuten Leckerchen im Inneren, so dass der Hund das Hineinstecken der Schnauze in den Maulkorb lernt, nicht das Herausnehmen.
Schritt 4: Das Verschnallen des Maulkorbes wird separat geübt. Der Mensch verschnallt die Riemen des Maulkorbes um den Hals des Hundes wie bei einem Halsband, ohne dass der Maulkorb dem Hund auf der Nase sitzt. Der Maulkorb kann dabei lose unter dem Kinn des Hundes hängen. Sofort wird der Riemen wieder gelöst. Der Hund wird beim Schließen des Riemens oft gemarkert und belohnt, wenn es gut klappt nur noch einmal am Ende der Übung. Die Zeit bis zum Lösen des Riemens wird etwas ausgedehnt.
Schritt 5: Nun wird wieder der Maulkorb mit der Öffnung zum Hund hin präsentiert. Sobald der Hund auf dem Weg ist, seine Hundenase in die Öffnung zu stecken, wird gemarkert und belohnt. Der Mensch füttert nun von außen am Ende des Maulkorbes, so dass der Hund seine Nase weit in den Maulkorb stecken muss, um an das Leckerchen zu gelangen. Click for action, feed for position.
Der Mensch achtet darauf, dass er den Maulkorb wegzieht.
Dann wird erst gemarkert, wenn der Hund mit der Nase das Innere des Maulkorbes berührt, also die ganze Hundeschnauze im Maulkorb steckt und anschließend von außen ein gutes Leckerchen durch den Maulkorb gefüttert oder mit der Leberwursttube von außen gefüttert.
Die Verweildauer der Hundeschnauze im Maulkorb wird verlängert, in dem die Zeit bis zum Marker ausgedehnt wird (im Kopf 21, 22 zählen), dann wird gemarkert, von außen durch den Maulkorb gefüttert und der Maulkorb vom Menschen weggenommen.
Schritt 6: Jetzt präsentiert der Mensch den Maulkorb mal wieder rechts oder links vom Hund und aus einiger Entfernung, so dass der Hund angelaufen kommen muss und seine Nase in den Maulkorb stecken muss, um Marker und Belohnung zu erhalten. Auch wird die Verweildauer der Hundenase im Maulkorb verlängert, indem die Zeit bis der Hund gefüttert wird, ausgedehnt wird.
Schritt 7: Nun wird der Maulkorb komplett angezogen. Der Mensch präsentiert dem Hund wieder den Maulkorb, der Hund steckt seine Schnauze hinein, die Riemen werden im Nacken verschlossen und es wird gemarkert und mit einigen sehr guten Leckerchen belohnt. Der Mensch zieht den Maulkorb wieder aus. Nach erneutem kompletten Anziehen wird die Dauer des Tragens durch Hinauszögern des Clicks verlängert. Dann wird der Maulkorb vom Menschen wieder ausgezogen.
Trägt der Hund also den Maulkorb, passiert etwas Tolles. Trägt er ihn nicht, passiert gar nichts.
Sollte der Hund einmal versuchen sich den Maulkorb auszuziehen, war der Schritt zu schnell gewählt. Der Hund wird dann schnell mit sehr gutem Futter abgelenkt und somit vom Ausziehen abgehalten. Hat der Hund aufgehört zu Versuchen sich den Maulkorb auszuziehen, werden ihm noch einige gute Leckerchen verfüttert, dann kann der Mensch den Maulkorb ausziehen. Es sollte im Training so kleinschrittig vorgegangen werden, dass der Hund kein Problem mit dem Tragen des Maulkorbes hat.
Schritt 8: Das Tragen des Maulkorbes wird weiterhin gut belohnt, jetzt kann der Mensch ein paar Schritte mit dem angeleinten Hund gehen und dabei füttern. Klappt das gut, kann der Mensch mit dem Hund ein paar Schritte schneller laufen, joggen oder rennen. Das Tragen des Maulkorbes wird an verschiedenen Orten geübt, in der Bahn, beim Tierarzt, mit (fremden) Menschen in der Nähe, mit (fremden) Hunden in der Nähe bis hin zu Spielen mit Maulkorb mit anderen Hunden und zu Hause beim Kuscheln auf dem Sofa, so dass es für den Hund normal wird, den Maulkorb in verschiedensten Situationen zu tragen.
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